625 Jahre Otterndorf - "Lasst uns den Geist des Miteinanders wachhalten"

Nachricht Otterndorf, 31. Mai 2025

625 Jahre Stadt Otterndorf - das gibt's nur einmal. Auch die Kirche als ein Teil dieses Gemeinwesens fehlte deshalb nicht, als dieses besondere Jubiläum am Samstag mit einem fröhlichen Volksfest gefeiert wurde. Kerstin Tiemann, Superintendentin des Kirchenkreises Cuxhaven-Hadeln, gab der Stadt und den Menschen zum Auftakt Gottes Segen mit auf den Weg.

Ein Lob für die emsige Gemeinschaftsleistung

Damit war – unter der Moderation von „Utröper“ Jürgen Schwanemann - der erste Teil eines Programms gemeistert, auf das so viele Otterndorfer, allen voran die Stadtverwaltung mit ihrer Kulturabteilung, wochen- und monatelang emsig hingearbeitet hatten. Kerstin Tiemann würdigte diese Gemeinschaftsleistung und erinnerte daran, dass Kirche und Stadt von Anfang zusammengehört hätten.

"Kirche war nicht nebenher, sondern mittendrin"

„Bereits 1301 wird das Kirchspiel Otterndorf und werden einzelne Kirchspielteile urkundlich genannt“, sagte die Superintendentin „Kirche war nicht nebenher, sondern mittendrin: im Leben, im Sterben, im Feiern und im Singen.“ Kirche sei nicht nur Glockenturm und Sonntagsgottesdienst, sondern auch Ort der Gemeinschaft, des Trostes, der Bildung und des Zusammenhalts.

Dass dieses Miteinander nicht nur Geschichte sei, sondern auch Gegenwart, das habe sich auf eindrückliche Weise im Sommer 2015 gezeigt. „Als kurzerhand das Flüchtlingslager in Otterndorf-Müggendorf eingerichtet wurde, stand die Stadt plötzlich vor einer großen Herausforderung, die zu einer Krise hätte führen können", erinnrte Tiemann.

"Die Menschen rückten zusammen - alle packten mit an"

Doch mitnichten. „Die Menschen rückten zusammen: DRK, DLRG, Feuerwehr und Stadtverwaltung, Vereine und Nachbarschaften, Schulen und Kirchengemeinden – alle packten mit an", lobte die leitende Kirchenfrau.  „Besonders möchte ich die Erzieherinnen unserer kirchlichen Kindertagesstätte in Otterndorf nennen. Sie arbeiteten weit über das Normalmaß hinaus." Sie alle hätten gezeigt, was möglich sei, wenn Menschen nicht wegsähen, sondern handelten. „Dieses starke Miteinander ist nicht selbstverständlich", unterstrich die Superintendentin weiter. „Das bleibt eine Aufgabe für die Zukunft."

"Mit Respekt, mit Bereitschaft zur Verantwortung, mit Mut zur Nähe"

In einer Zeit, in der die Gesellschaft an vielen Stellen auseinanderzudriften drohe, brauche es Orte, an denen Menschen sich begegneten – mit Respekt, mit Bereitschaft zur Verantwortung, mit Mut zur Nähe. "Kirche und Stadt sind solche Orte – wenn wir sie so gestalten." Darum laute ihr Appell: „Lasst und weiter arbeiten an einem Otterndorf, das zusammenhält. Lasst uns den Geist des Miteinanders wachhalten – nicht nur an Festtagen, sondern im Alltag in kleinen Gesten, in gemeinsamem Tun.“

Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen – er hatte sich in Frack und Zylinder geschmissen - bedankte sich herzlich, lobte hernach das Vorbereitungsteam und die vielen Helfer, unter anderem von der Feuerwehr. Johannßen freute sich über das historische Jubiläum „seiner“ Stadt, erinnerte an die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1261 und warf genussvoll den Hinweis in die Menge, „dass Otterndorf noch vor Stade und Bremen die älteste Stadt im Elbe-Weser-Dreieck ist“.

"Wichtiger Beitrag zur Stärkung von Gemeinschaftsgefühl und Demokratie"

Landrat Thorsten Krüger sprach in seinem Grußwort unter anderem von einem „guten Wir“, das in Otterndorf gelebt werde und nannte das Jubiläums-Stadtfest „einen wichtigen Beitrag zur Stärkung von Gemeinschaftsgefühl und Demokratie“. Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule, edel und mittelalterlich gewandet, hob hervor, „dass Otterndorf für Offenheit, Vielfalt und viel Herz steht“. Das sei schon seit Generationen so und möge auch in Zukunft so bleiben.
Sven Flechner, Bürgermeister der Partnerschaftsstadt Penzlin, war ebenfalls in besten Zwirn gestiegen und hatte zur Verstärkung seinen Burgadel in „feinstem Anputz“ mitgebracht. Sein "Hofnarr" zu Füßen der Bühne war allerbestens aufgestellt an diesem Morgen. Während der Grußworte seines „Regenten“ forderte er die Umstehenden immer wieder lautstark zum Jubel auf.

So farbenfroh, festlich und unbeschwert, wie der Auftakt geriet auch der Verlauf des weiteren Tages. Auf dem Kirchplatz erfreuten ungezählte Gäste ihre Gaumen mit flüssigen und festen Köstlichkeiten, lauschten der Musik – unter anderem von der niederländischen Straßenorgel aus Hamburg, die der Verein zum Erhalt der Gloger-Orgel verpflichtet hatte – und fieberten erwartungsfroh dem Höhepunkt des Tages entgegen: der festliche Umzug durch die Stadt.

Mal mit Musik, mal ohne - aber immer mit guter Laune

Rund 60 Motivwagen und Formationen bahnten sich – mal mit, mal ohne Musik – ihren Weg unter anderem durch die Marktstraße bis zum Kirchplatz. Vorneweg gingen Kerstin Tiemann und Claus Johannßen. Seite an Seite – ganz so, wie es die Superintendentin in ihrer Auftaktrede gesagt hatte: „Von Anfang an gehörten Kirche und Stadt zusammen.“  

Andreas Schoener, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln