Flex, Freude und Visionen: 60.000 Euro für den nächsten Meilenstein

Nachricht Cuxhaven, 02. November 2025

Es staubte kräftig in der Gnadenkirche, als Hans-Christian Engler die kreischende Flex ansetzte, um eine Holzplatte zu bearbeiten, auf der die Kirche selbst in feinen Strichen skizziert war. Der Cuxhavener Pastor – mit Schutzbrille und Blaumann kaum wiederzuerkennen – nahm die Botschaft des Reformationstages beim Wort: Kirche muss auch mal umgebaut werden.

Symbolische Aktion war der Startschuss

Mit dieser symbolischen Aktion im Altarraum begann offiziell ein besonderes Projekt: Die Gnadenkirche im Süderwisch wird zur Kulturkirche – zu einem Ort der Kreativität, der Begegnung und des Austauschs über den reinen Glauben hinaus.

Eine Vielzahl kleiner und großer Häppchen 

Das Gotteshaus an der Pommernstraße wirkte hell und einladend erleuchtet. Zahlreiche kleine und größere Snacks verbreiteten verführerische Düfte – denn der Kirchenvorstand hatte sorgfältig ein Buffet zusammengestellt, das den feierlichen Anlass auch geschmacklich unvergesslich machen sollte.

Erfolgsgeschichte kann fortgeschrieben werden

Und es gab schließlich etwas zu feiern: Die Hanns-Lilje-Stiftung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hat die Gnadenkirche in ihr Kulturkirchen-Förderprogramm aufgenommen und fördert das Projekt in den kommenden vier Jahren mit insgesamt 60.000 Euro. Damit kann die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden, die die Quartierskirche längst als Stätte der Kultur und Kreativität etabliert hat.

Begeisterung und Freude auf der ganzen Linie

Die Freude über die Förderung war groß – nicht nur bei Pastor Hans-Christian Engler, Superintendentin Kerstin Tiemann und Thomas Brunken, der als Vertreter von Oberbürgermeister Uwe Santjer am Reformationsgottesdienst persönliche Dankesworte fand. Auch Jörg Flehnert vom Verein Kulturyard – seit Jahren mit vielfältigen Projekten in der Gnadenkirche zu Gast – zeigte sich begeistert.

„Wir können jetzt loslegen und gemeinsam mit den Menschen vor Ort etwas Dauerhaftes aufbauen“, sagte Flehnert. Der Verein verstehe sich als Brückenbauer – zwischen Generationen, Lebenswelten und Ausdrucksformen.

„Diese Kirche hat eine besondere Atmosphäre"

Gemeinsam mit dem Cuxhavener Niels Hertel, der die künstlerische Leitung übernimmt, will Flehnert das Gotteshaus weiter zu einem lebendigen Raum machen, an dem Glauben, Begegnung und Gestalten zusammenkommen. „Ich freue mich auf die Aufgabe“, erklärte Hertel. „Diese Kirche hat eine besondere Atmosphäre – sie inspiriert dazu, Neues zu wagen.“

343 kleine, durchscheinende Würfel im Gepäck

Und als ob es eines Beweises bedurft hätte, brachte der studierte Künstler ein selbstgemachtes Modell der Gnadenkirche mit: 343 kleine durchsichtige Würfel, die nach der Zeremonie von den Gästen umsortiert werden durften – so wie Veränderung eben funktioniert, wenn alle mitmachen.

Schon vor Jahren die Zukunft der Kirche in den Blick genommen

Superintendentin Kerstin Tiemann erinnerte daran, dass sie bereits im Rahmen ihrer Visitation vor zwei Jahren die Frage nach der Zukunft der Gnadenkirche gestellt hatte. Schon damals sei in Gesprächen deutlich geworden, dass dieser Raum nach kulturellem Leben verlange.

"Ein Raum, in dem Menschen einander finden"

Umso größer sei ihre Freude, dass sich die kleine Stadtteilkirche durch die Förderung nun in die Reihe großer Kirchen einfügen könne – neben der Pauluskirche Bremerhaven-Lehe, St. Johannis Göttingen, der Markuskirche Hannover und St. Jakobi in Hildesheim. „Hier wird Kirche konkret zu dem, was sie im besten Sinne ist: ein Ort der Begegnung – ein Raum, in dem Menschen einander finden, über Grenzen, Sprachen und Lebenswelten hinweg“, betonte Tiemann.

Sie dankte den Förderern, dem Verein Kulturyard um Jörg Flehnert, Pastor Hans-Christian Engler, dem Kirchenvorstand, vielen Ehrenamtlichen, der Stadt sowie den Vereinen und Initiativen, die das Projekt unterstützen. Besonders hob Kerstin Tiemann an diesem Abend hervor, "dass auch die Innenstadtgemeinden Cuxhavens hinter der Idee stehen und das Projekt gemeinsam mittragen wollen".
In einer Zeit, in der viele fragen, wozu Kirche eigentlich noch da ist, gibt die Gnadenkirche nach Ansicht der Superintendentin eine klare Antwort: „Kirche ist da, wo Menschen zusammenkommen, wo Gemeinschaft wächst, wo Schönheit, Musik, Kunst und Glaube sich berühren.“

Freude über all das, was künftig weiterwachsen kann

So blieben von diesem besonderen Reformationstag nicht nur der Staub der Flex auf der kleinen Holzplatte und die Musik der Kirchenband "good news", sondern auch die Freude über all das, was künftig weiterwachsen kann. Die Gnadenkirche zeigte einmal mehr, dass hier nicht nur gesägt, gekocht und gefeiert wird, sondern ein Ort entsteht, an dem Menschen gestalten, entdecken und miteinander ins Gespräch kommen können.

Andreas Schoener, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln