Kirche neu denken: Eine Reise durch die Regionen soll Perspektive erweitern

Nachricht Otterndorf, 10. Juni 2025

Der Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln befindet sich mitten in einem Prozess, bei dem es darum geht, Kirche neu zu denken, neue Kraftquellen zu erschließen und für Menschen in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels neue Zugänge zu entwickeln. Nach einer intensiven Klausurtagung Ende Januar in Bad Bederkesa hat die Kirchenkreiskonferenz am Dienstag in Otterndorf einen weiteren Schritt auf diesem Weg getan: Im Mittelpunkt stand dabei der sozialräumliche Blick auf die jeweilige Region.

Auch die beiden Neuzugänge waren dabei

In Anwesenheit unter anderem der beiden Neuzugänge - Pastorin Martina Wüstefeld für Hemmoor-Warstade und Pastor Matthias Hövelmann für die Gesamtkirchengemeinde Am Dobrock - erläuterte Superintendentin Kerstin Tiemann im Gemeindehaus von St. Severi das Pilot-Projekt, das mit Unterstützung der Service-Agentur der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers auf die Beine gestellt werden soll.

"Gemeinsam werden wir uns besondere Orte anschauen"

Demnach wollen Holger Nollmann und sein Team vom 25. bis 27. August dieses Jahres den Kirchenkreis, beziehungsweise die Regionen West, Mitte und Ost bereisen. "Gemeinsam werden wir uns besondere, von Ihnen ausgewählte Orte anschauen, sie auf uns wirken lassen und mit unseren fachlichen Perspektiven wertschätzend wahrnehmen", heißt es in einem Brief der Service-Agentur, den Kerstin Tiemann verlas und in der rund 30-köpfigen Runde verteilte.

Man wolle etwas von den haupt- und ehrenamtlich tätigen Kirchenkräften und anderen Bürgern zu diesen Orten erfahren, schildern die Fachleute von der Service-Agentur weiter, man wolle aufmerksam zuhören, Fragen stellen und miteinander ins Gespräch kommen.
Während der Stippvisite sollen in den Regionen jeweils vier Orte besucht werden, "die mit einer besonderen Qualität versehen sind und die - jeder für sich und zusammen – auch für Nicht-Einheimische ein typisches Bild dieser Region entstehen lassen". Wichtig dabei: Es sollen immer auch nicht-kirchliche Orte ausgewählt werden.

Auf intensiver Suche nach dem „Energie-Ort“

In Kleingruppen arbeiteten Pastoren und Diakone an diesem Vormittag in Otterndorf heraus, über welche "Energie-Orte" sie in ihrer jeweiligen Region verfügen. Dabei handelt es sich um Orte, an denen viel Energie verborgen liegt oder wo Energie spürbar oder sichtbar fließt - Energie zur Entwicklung, Energie für den Wandel, Energie für Aufbrüche. Ein solcher Ort stelle eine positive und belebende Kraft für den ihn umgebenden Raum und die Menschen der Region bereit.

„Der wahre Mittelpunkt der Region oder auch nur der empfundene“

Auch mit dem "Zentrums-Ort" beschäftigten sich die Kleingruppen. Der "Zentrums-Ort" sei der wahre Mittelpunkt der Region oder auch nur der empfundene oder der zugeschriebene oder der gern gewollte. "Dieser Ort repräsentiert auf eine bestimmte Weise die Region als Ganze“, beschreibt die Service-Agentur den Anspruch.

Der "Nein-Ort" - nächster Baustein im Bereisungskonzept - sei jener Ort, an dem die Menschen in der Region am liebsten laut "Nein" schreien würden. Hier sei es unwürdig, verletzend oder gar peinlich. So etwas dürfe – um Gottes Willen – nicht sein.

„Ein Ort der erlebbaren Präsenz des Heiligen“

Nicht zuletzt mussten die Mitglieder der Kirchenkonferenz sich für einen "Heilig-Ort" entscheiden, an dem die „Seele der Region“ spürbar wird. "Ein Ort der erlebbaren Präsenz des Heiligen, ein flirrender Resonanzort, ein außergewöhnlicher Begegnungsort, kraftvoll und vital."
Am Ende der jeweiligen Reise soll dann in jeder Region des Kirchenkreises  ein Austausch stattfinden, bei dem das Team aus Hannover seine Fragen, Irritationen und Anregungen ganz frisch miteinander teilen kann.

„Die eigene Region einmal anders wahrnehmen“

Kerstin Tiemann ermunterte die Mitglieder der Kirchenkreiskonferenz, ihre Region einmal anders wahrzunehmen und ihren Horizont zu erweitern. "Es geht um einen frischen Blick von außen, der nicht von Angst geleitet sein soll“, betonte die Superintendentin.

So geht es jetzt weiter im Prozess

Die gesammelten Ergebnisse der Kleingruppen-Arbeit werden auch den jeweiligen Kirchenvorständen übermittelt, damit diese eventuell weitere Anregungen zu den einzelnen Orten formulieren können. Vorgestellt wird das komplette Bereisungspaket in der nächsten Kirchenkreissynode, die noch im Juni zusammenkommen wird.

Andreas Schoener, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln