Gerlind Jackowski – sie ist seit neun Jahren in St. Nicolai aktiv – will als überzeugte Christin „den Menschen die Kirche wieder näherbringen“. Sie habe große Freude daran, wenn sich Besucher – in der Regel Urlauber - von der Atmosphäre im Inneren des Gebäudes einfangen ließen und zur Ruhe kämen, erzählt die 81-Jährige.
Mit geschlossenen Augen ganz still in der Kirchenbank
Dabei ist der rührigen "Kirchenwächterin" eine Dame aus dem Ruhrgebiet lebhaft in Erinnerung geblieben. „Die Frau saß mit geschlossenen Augen in der Bank und lauschte lange den Orgelklängen der Entdeckerkirchen-App.“ Ganz still. Beinahe andächtig. „Mir ist es wichtig, dass solche Momente bei Kirchenbesuchen möglich sind“, sagt Jackowski.
Sichtbare Einzelpfeifen mit Eiweiß von Enteneiern foliiert
Christoph Schröter, mit 88 Jahren ältester "Kirchenwächter" im zwölfköpfigen Team von St. Nicolai, ist auch an diesem Nachmittag mit von der Partie. Über die Orgel - 1730 von Johann Hinrich Klapmeyer erbaut - wisse er ganz viel zu erzählen. „Mein Vater war zuletzt Organist in Bützfleth, drüben im Landkreis Stade“, lässt Schröter wie beiläufig fallen. Deshalb habe er einiges an Fachwissen mitbekommen. „Oder wussten Sie, dass die sichtbaren Einzelpfeifen seinerzeit noch mit dem Eiweiß von Enteneiern foliiert worden sind?“
Als ehemaliger Pädagoge von der "Lehrerkrankheit" befallen
Schröter ist "Kirchenwächter" mit Leib und Seele, gehört auf diese Weise gern zur Gemeinschaft. Außerdem gibt er - mit einem Augenzwinkern - gerne zu, „dass ich als ehemaliger Pädagoge von der ,Lehrerkrankheit‘ befallen bin und den Leuten alles erklären möchte, was ich über die Kirche weiß“. Spricht’s, schmunzelt und macht sich auf zum bronzenen Taufkessel aus dem frühen 14. Jahrhundert – dem ältesten Ausstellungsstück. „Früher wurde das Wasser hier mit Feuerholz erwärmt, damit die Täuflinge nicht erschraken“, sagt Schröter.
Spiegelverkehrte lateinische Buchstaben am Beckenrand
„Wer in diesem Brunnen getauft wird, wird gereinigt“, steht in lateinischen Lettern spiegelverkehrt auf dem Rand zu lesen. Derlei „Reinigungen“ gibt’s heutzutage nur noch mit Wasser aus dem Taufbecken – wohltemperiert und behutsam dosiert.