Staunende Augen, gespannte Stille: Als in der St.-Severi-Kirche in Otterndorf das Friedenslicht aus Bethlehem entzündet wird, halten die Jungen und Mädchen des Waldorfspielkreises „Wattwürmer“ für einen Moment den Atem an. Andächtig entzünden sie ihre mitgebrachten Kerzen an der kleinen Flamme – einem Licht, das eine lange Reise hinter sich hat und seit vielen Jahren als Zeichen für Frieden und Hoffnung um die Welt geht.
Von Bethlehem über Wien und Bremerhaven in den Kirchenkreis
Das Friedenslicht wird jedes Jahr in der Geburtskirche in Bethlehem entzündet. Von dort aus reist die Flamme – gut geschützt – per Flugzeug zunächst nach Wien und anschließend weiter in viele Länder Europas. Auch in diesem Jahr brachten Kreisjugenddiakon Matthias Schiefer und die Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Licht in den Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln. Abgeholt wurde es in Bremerhaven, von wo aus es in Gemeinden, Kitas und Kirchen weitergegeben wird. „Es ist das einzige Licht, das fliegen kann“, erklärt Schiefer den Kindern und macht damit die besondere Reise der symbolträchtigen Flamme anschaulich.
Seit Jahrzehnten verbindet das Licht die Menschen
Pastorin Franziska May freut sich über den Besuch der rund 20 Kinder, die gemeinsam mit ihrer Leiterin Alexandra Kock an diesem Freitagmorgen ins erleuchtete Gotteshaus gekommen sind. Sie erfahren, warum das Friedenslicht seit Jahrzehnten Menschen verbindet – über Ländergrenzen, Kulturen und Religionen hinweg. Gerade in unruhigen Zeiten erinnere es daran, dass Frieden im Kleinen beginne.
Ruhige Worte, helfende Hände und ein kleines Gebet
Im Kreis stehend singen die Kinder zunächst das Lied „Maria durch den Dornwald ging“ – und machen sich dann ans Werk. Vorsichtig, Kerze für Kerze, entzünden sie ihre Flammen, begleitet von ruhigen Worten und helfenden Händen. Anschließend liest Rike Wiarda, die im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres bei der Evangelischen Jugend mitarbeitet, ein Gebet vor. Darin heißt es unter anderem: „Segne uns und mach uns zu Menschen, die Hoffnung weitertragen und Licht für andere sind.“
Ein stiller, eindrücklicher Moment, der zeigt: Hoffnung entzündet sich manchmal auch an kleinen Dingen.
Andreas Schoener, Referent für Öffentliichkeitsarbeit im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln