Birgit Nahrwold: "Sich einfühlen und gemeinsam prüfen, was machbar ist"

Nachricht Cuxhaven, 28. Februar 2025

Ihr Herz schlägt für die Menschen. So war es immer schon. 41 Jahre lang hat sich Birgit Nahrwold im kirchlichen Dienst für hilfsbedürftige Mitbürger eingesetzt, 36 Jahre und 5 Monate davon als Kirchenkreissozialarbeiterin bei der Diakonie. Ende des Monats ist Schluss: Ruhestand. Es wird kein Tag sein wie jeder andere.

Gute Gelegenheit zum Plausch mit der Superintendentin

Vor ihrer offiziellen Verabschiedung Ende Februar im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Cadenberge hat sich Birgit Nahrwold mit Superintendentin Kerstin Tiemann verabredet. In der Superintendentur in Otterndorf ist an diesem regnerisch-ruhigen Nachmittag gute Gelegenheit zum Plausch bei Kaffee und Keksen. "Wo ist bloß die Zeit geblieben", fragt sich die 65-Jährige, als sie die wichtigsten Stationen ihres beruflichen Lebens noch einmal Revue passieren lässt.

"Ich wollte irgendwas mit Menschen machen"

Gern erinnert sich die gebürtige Bremerhavenerin an die Anfänge, als sie nach dem Abitur darüber nachdenkt, wie es denn für sie weitergehen soll. "Ich wollte irgendwas mit Menschen machen", weiß Nahrwold noch heute und schmunzelt. Ein freiwilliges soziales Jahr im ökumenischen Altenzentrum St. Ansgar in Hannover ist die erste Station. Dort habe sie erstmals festgestellt, "dass ich gern einen helfenden Beruf ergreifen möchte", das Studium der Sozialen Arbeit in Braunschweig ist nur folgerichtig.

Zuerst geht es zur evangelischen Erwachsenenbildung nach Stade

Nach dem staatlichen Anerkennungsjahr beim Kreisjugendamt Pinneberg ist sie dann - wie viele andere zu der Zeit - einige Monate arbeitslos. Weiter geht es zunächst mit einer ABM-Stelle bei der evangelischen Erwachsenenbildung in Stade, erzählt Birgit Nahrwold. 1984 schließt sich das Projekt "Arbeiten und Lernen" für arbeitslose Jugendliche in Cadenberge an - das heutige Berufsbildungswerk Cadenberge e.V. mit einem breitgefächerten Qualifizierungsangebot und Ausbildungsmöglichkeiten.

Der Einstieg in die diakonische Arbeit

Im Sommer 1984 erreicht sie das Angebot, die Aufgaben als Leiterin des Diakonischen Werks in Cadenberge zu übernehmen. 

Birgit Nahrwold greift zu, zunächst mit gemischten Gefühlen und stellt sich dieser Verantwortung. Der Einstieg in die diakonische Arbeit als Kirchenkreissozialarbeiterin ist gemacht. Birgit Nahrwold ist unter anderem zuständig für die Allgemeine Sozialberatung, für die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, für verschiedene Angebote für Alleinerziehende, den Ausbau und Erweiterung der Kleiderkammer und Begleitung der hier ehrenamtlich Tätigen sowie die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden und die Entwicklung neuer Beratungsangebote.

Mit der Sozialen Schuldnerberatung wird 1993 ein spezifisches Angebot für überschuldete Menschen von ihr initiiert. Es ist bis heute ein wichtiges und unverzichtbares Beratungsangebot der Diakonie.

Projekt "Chancen schaffen" konnte zehn Jahre lang finanziert werden

Birgit Nahrwold berichtet, dass im Laufe der Jahre weitere Fachbereiche, wie ein Beratungsangebot für Ratsuchende in schwierigen Lebenssituationen oder für die Sexualpädagogik an Schulen rege in Anspruch genommen werden, allerdings aus finanziellen Gründen nicht fortgeführt werden können. Umso mehr habe es sie gefreut, dass das Projekt „Chancen schaffen“ zehn Jahre lang mit diversen Spendenmittel finanziert werden kann.Die erste große Veränderung für das Diakonische Werk ist die Fusion der Kirchenkreise Cuxhaven und Land Hadeln zu Beginn des Jahres 2013. Mit der Verbandsgründung zum 1. Januar 2021 erfolgt dann der zweite große Zusammenschluss mit dem Diakonischen Werk Wesermünde zur heutigen Diakonie Cuxland. 

Birgit Nahrwold hat ihre Berufs- und Lebenserfahrung in die Leitung und Entwicklung der Beratungsstelle und des Verbandes einfließen lassen. Mit Gewissenhaftigkeit, Zuverlässigkeit und der ihr eigenen Portion Selbstkritik.

Ein wichtiges und unverzichtbares Angebot

"Kirchenkreissozialarbeit als ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für alle Menschen ist in einer Zeit mit immer komplexer werdenden Fragestellungen wichtig und unverzichtbar", unterstreicht Birgit Nahrwold.  Auch ist sie der Ansicht, dass die Angebote der Freien Wohlfahrtspflege staatlicherseits finanziell besser gefördert werden müssen.

Birgit Nahrwold hat Ratsuchenden stets aufmerksam zugehört. "Zeit zum Zuhören und Fachwissen sind das A und O", hebt sie die Notwendigkeit hervor, "sich mit Respekt und Empathie in die jeweilige Situation der Menschen einzufühlen und gemeinsam zu prüfen, was machbar ist, um schwierige Lebenslagen zu überwinden". Es ist ihr stets wichtig gewesen, die Menschen zu unterstützen, sie zu stärken und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. „Die Vielfalt der Aufgaben und Herausforderungen hat mir all die Jahre Freude gemacht“, erzählt die 65-jährige.   

Mit viel Schwung ein neues Kapitel im Leben aufschlagen

Der nahende Ruhestand bedeutet, Abschied zu nehmen von einer fast lebenslangen Berufstätigkeit, um neues Kapitel des Lebens aufzuschlagen. "Ich möchte wieder regelmäßig Sport treiben", verrät Birgit Nahrwold, was sie in ihrer Freizeit machen will. Die Beschäftigung mit Farbe bereite ihr großes Vergnügen, ebenso die Fotografie. "Und wieder einmal in Ruhe einen Krimi zu lesen, hat ja auch was für sich."

Gottesdienst zum Abschied in den Ruhestand

Offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde Birgit Nahrwold am Freitag, 28. Februar, mit einem Gottesdienst in der St. Nicolai-Kirche, Bergstraße 5, in Cadenberge.

Andreas Schoener, Referent Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln