Von Jerusalem nach Oberndorf: Gespräche, die verbinden

Nachricht Oberndorf, 20. November 2025

„Wie lange bist du jetzt nochmal in dieser Gemeinde?“ Diese Frage stellte mir mein Freund Peter-Michael Seifried, Kantor an der Deutschen Kirche in Jerusalem, am Ende eines besonderen Abends in Oberndorf. Und sofort verstand ich, was er meinte.

"Und doch fühlt es sich bereits nach Zuhause an"

Zwei Monate knapp im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln – und doch fühlt es sich bereits nach Zuhause an. In der dunklen, kühlen, zurzeit sanierten Kirche trafen wir uns am 10. November 2025, um miteinander den Stummfilm "Stadt ohne Juden" von 1924 anzuschauen – nach dem Auftaktgottesdienst am 9. November als zweiten wichtigen Termin im Rahmen der Friedensdekade 2025.

Zuschauer fasziniert und innerlich gewärmt

Peter-Michael Seifried improvisierte 80 Minuten hindurch auf dem E-Piano, denn die Orgel ist in Oberndorf gerade eingepackt. Die Anwesenden schauten und lauschten fasziniert, innerlich gewärmt durch heiße Getränke und – natürlich – Popcorn.

Über Jerusalem und den Konflikt zwischen Israel und Palästina

Anschließend kamen wir ins Gespräch – über Jerusalem natürlich, die Heilige Stadt, die Peter-Michael Seifried so sehr liebt und in der er sich sicher fühlt, auch in diesen Monaten, in denen wir uns als seine Freunde manches Mal Sorgen um ihn machten und machen.

Wir sprachen über Jerusalem und über den uralten, vielschichtigen Konflikt zwischen Israel und Palästina, der keine einfachen Antworten kennt, Schuldige zurücklässt und Täter zugleich zu Opfern macht.
In aller Offenheit diskutierten wir, rangen mit unseren Ideen und Meinungen – und auch mit manchem schon lange gefestigten Urteil, das wir plötzlich wieder hinterfragen mussten.

Denn Gottes Liebe gilt all seinen Geschöpfen...

Als wir zuletzt gemeinsam "Der Mond ist aufgegangen" sangen, erinnerten wir uns daran, dass in der letzten Strophe der „kranke Nachbar“, von dem die Rede ist, wohl ursprünglich der „böse Nachbar“ hieß – was später umgedichtet wurde. Wir baten anschließend um Gottes Segen für uns und für diejenigen, die uns das Leben schwer machen. Denn Gottes Liebe gilt allen seinen Geschöpfen, auch denen, die wir als „böse“ einstufen wollen.

Nächste Aufführung in Oberndorf vielleicht mit Orgelbegleitung

Zwei Monate. Und schon fühlt es sich wie Zuhause an – in Oberndorf und in unserer ganzen Region. Peter-Michael Seifried hat versprochen, gern wiederzukommen.
Und ich kann Ihnen nur sagen: Kommen Sie auch, wenn es das nächste Mal in die dunkle Oberndorfer Kirche geht, zum Stummfilm, nach abgeschlossener Saierung dann vielleicht mit Orgelbegleitung. Es lohnt sich!

Tileman Wiarda, Pastor