Cadenberge: Gemeinsam gegen populistische Parolen und Ausgrenzung

Nachricht Cadenberge, 13. August 2025

Populismus, Extremismus und Diskriminierung gehören heute fast schon zum Alltag – und doch sind sie gefährlicher denn je. Sie leben von simplen Feindbildern und einprägsamen Schlagworten wie „die da oben“, „die Strippenzieher“ oder „wir als ihre Marionetten“ und treten in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens auf. Bei der jüngsten Sitzung der Kirchenkreiskonferenz im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln standen genau diese Muster im Fokus.
Im Gemeindehaus von Cadenberge vermittelte Maria Sinnemann von der Serviceagentur der Landeskirche Hannovers praxisnahe Strategien, um gezielt auf „Äußerungen mit gruppen- und menschenbezogener Menschen- und Demokratiefeindlichkeit“ zu reagieren – und Populisten und Extremisten etwas entgegenzusetzen.

Kompakter Überblick über zentrale Begriffe in „schwieriger Gemengelage“

Nach einer Andacht von Pastor Matthias Hövelmann in der Kirche, einem Bericht zur Notfallseelsorge und einem gemeinsamen Frühstück im Gemeindehaus ging es direkt in die inhaltliche Arbeit. Maria Sinnemann, Referentin für Demokratiebildung und Demokratieförderung, gab einen kompakten Überblick über zentrale Begriffe, die in der „schwierigen Gemengelage unserer Zeit“ bei manchen Menschen Verwirrung, Verunsicherung oder Verärgerung auslösen können.

„Ich möchte Ihnen Strategien für den Berufsalltag mitgeben“, erklärte die studierte Soziologin – im Wissen, dass Pastorinnen, Pastoren, Diakoninnen und Diakone regelmäßig mit diesen Themen konfrontiert sind.
Wie reagiert Kirche, wenn Populisten ihre Parolen verbreiten, die "das Volk" und "die Elite" unversöhnlich gegeneinanderstellen – und dabei auch noch behaupten, allein den „wahren“ Volkswillen zu kennen? Wie begegnet man im pastoralen Alltag extremistischen Strömungen, die den demokratischen Verfassungsstaat, seine Werte und Regeln ablehnen und nur die eigenen Vorstellungen gelten lassen? Und was tun, wenn Menschen aufgrund eines einzigen gemeinsamen Merkmals abgewertet oder ausgegrenzt werden?

Handlungsdreieck mit Möglichkeiten der Reaktion

Zur Orientierung stellte Sinnemann das sogenannte Handlungsdreieck mit drei Reaktionswegen vor: klare Haltung zeigen, mit Fakten ins Gespräch gehen oder situativ reagieren, etwa mit Humor, dem Verlassen der Situation oder der Suche nach Unterstützung. Anhand eines Praxisbeispiels entwickelten die Konferenzteilnehmenden in Kleingruppen eigene Lösungsansätze, die anschließend im Plenum vorgestellt wurden.

Schnell wurde deutlich, wie intensiv die Geistlichen mit diesen Fragen umgehen. Aussagen wie „Man braucht eine Gruppe, die einem den Rücken stärkt, um nicht einen verlorenen Kampf zu kämpfen“ oder „In manchen Dörfern hat sich bei Älteren durch Kindheitserlebnisse noch eine Naziideologie eingeprägt“ machten dies eindrucksvoll klar. Sinnemann fasste abschließend sieben praktische Tipps zusammen – darunter Nachfragen, Ich-Botschaften senden, Pauschalisierungen vermeiden und Solidarität mit Betroffenen zeigen. Superintendentin Kerstin Tiemann dankte der Referentin aus Hannover. „Das waren praxisnahe Ausführungen und wichtige konkrete Empfehlungen“, sagte sie und überreichte ein Präsent als Zeichen der Wertschätzung.

„Verlässlicher Anker in einer zunehmend komplexen Welt“

Die Zusammenkunft der Kirchenkreiskonferenz in Cadenberge zeigte einmal mehr: Die Auseinandersetzung mit Populismus und Extremismus ist Teil pastoralen Tuns, bei dem Haltung gezeigt und Orientierung gegeben werden müssen – damit Kirche als verlässlicher Anker in einer zunehmend komplexen Welt spürbar bleibt. Jede kleine Haltung, jedes offene Gespräch und jedes Zeichen der Solidarität zählen. Kirche soll ein Ort sein, an dem Menschen daran erinnert werden, dass Mut und Mitgefühl niemals kleinlich sind, sondern die Grundpfeiler einer demokratischen und offenen Gesellschaft.

Andreas Schoener, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln