Der 8. Mai 1945 markierte mit der Kapitulation Deutschlands das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Eben jenes historische Datum jährt sich in dieser Woche zum 80 Mal. Auch im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln wird des besonderen Tages gedacht - unter anderem mit einem gemeinschaftlichen Gottesdienst auf dem Marinefliegerstützpunkt in Nordholz, den auch Superintendentin Kerstin Tiemann mitgestalten wird.
"Krieg war mir fremd und ein Thema des Geschichtsunterrichts"
Axel Scholz, "Kind der Nachkriegszeit" und heute Vakanzpastor in der Gesamtkirchengemeinde Am Dobrock, hat sich im Vorfeld dieses Gedenktages seine Gedanken gemacht: "Über Generationen hinweg wurde am 8. Mai des Endes des Zweiten Weltkrieges gedacht", schreibt er. "Als ich klein war, hat mich das weniger interessiert. Krieg war mir fremd und ein Thema des Geschichtsunterrichts, aber nicht meines Alltags. Groß geworden im kalten Krieg, habe ich den heißen nicht erlebt. Mir wurde beigebracht, wer gut und wer böse ist. Hier der Westen, da der Osten. Die Rollen waren auf beiden Seiten klar verteilt.
"Frieden ist wohl doch nicht so selbstverständlich, wie wir immer dachten"
Das 20. Jahrhundert wurde älter, die Mauer fiel und plötzlich war wieder Krieg in Europa. Die Baby-Boomer trauten ihren Augen und Ohren nicht, als die Nato in Kampfhandlungen auf dem Balkan aktiv wurde. ,Operation Allied Forces' war der Deckname dieses Kampfeinsatzes - und für viele meiner Generation wie ein düsteres Erwachen: Frieden ist wohl doch nicht so selbstverständlich, wie wir immer dachten.
"Sicherheit wurde mit einem Mal auch am Hindukusch verteidigt"
Dann begann das 21. Jahrhundert mit seinem weltpolitischen Wendepunkt am 11. September 2001 - und mit einem Mal wurde die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland auch am Hindukusch verteidigt. Auch während des zwanzigjährigen Einsatzes in Afghanistan, dem 59 Bundeswehrsoldaten zum Opfer fielen, gedachte Europa immer wieder am 8. Mai des Endes des Zweiten Weltkrieges. Doch was Krieg bedeutet, war nun nicht länger nur graue Theorie, sondern hatte Namen, Gesichter und Angehörige.
"Diese Angst ist konkret und kriecht einem wie Kälte unter die Haut"
2025 nun jährt sich das Ende des vorerst letzten Weltkrieges zum 80. Mal. Doch wie nie zuvor dominiert diesmal dabei ein Gefühl, daß die Kriegsenkelkinder und die Generationen Y, Z und Alpha bisher so nicht kannten: Die Angst vor Krieg. Diese Angst ist konkret und kriecht einem wie Kälte unter die Haut. Sie lähmt und lässt sich nicht schönreden.
"Leben wir tatsächlich in einer Vorkriegszeit?"
Für dieses Gefühl einer Zeitenwende findet Lothar Gossier im Magazin ,Der Spiegel' vom 29. März 2025 Worte, die einen treffen wie der berühmte Schlag: ,Die Weltordnung befindet sich im Umbruch, die Nachkriegszeit endet, eine Vorkriegszeit beginnt.' Wie bitte? Als Kind der Nachkriegszeit läuft es mir kalt den Rücken runter. Leben wir tatsächlich in einer Vorkriegszeit?