Vier Orte – ein Weg: Auf großer Erkenntnisreise durch den Kirchenkreis

Nachricht Kirchenkreis, 05. September 2025

Drei Tage lang war der Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln unterwegs – von versiegelten Betonflächen über idyllische Marktplätze bis hin zu Küstenorten mit weiter Sicht. Unter dem Motto „Vier Orte – ein Weg“ machten sich Haupt- und Ehrenamtliche auf den Weg, um ihre Regionen neu wahrzunehmen. Am Ende stand die Frage: Welche Chancen, Herausforderungen und Aufträge ergeben sich für die Kirche?

Orte mit Geschichte – Orte voller Spannung

Die Methode war einfach, aber eindrücklich: Jede Region stellte vier besondere Orte vor – einen „Zentrums-Ort“, einen „Nein-Ort“, einen „Heilig-Ort“ und einen „Energie-Ort“. So wurde sichtbar, wie vielschichtig die Lebenswirklichkeit im Kirchenkreis ist.

Eine versiegelte Fläche, die kaum Aufenthaltsqualität bietet

Am Kaemmererplatz in Cuxhaven blickten die Teilnehmenden auf eine versiegelte Fläche ohne Charme, die kaum Aufenthaltsqualität bietet. Und doch wurde dort spürbar: Menschen suchen Nähe und Zuwendung – Begegnungen können selbst an trostlosen Orten heilig werden. Ganz anders die „Alte Liebe“: Ein touristischer Magnet, zugleich ein Ort von Aufbruch und Abschied. Hier liegt eine große Chance, Kirche als „Lotsenschiff“ für Menschen in Übergängen erlebbar zu machen.

Besuch beim "Olymp" in der Wingst: Als touristischer Ort sehr beliebt, doch kirchliche Veranstaltungen gibt es hier nicht - ein Thema, über das bei der Bereisung ebenfalls intensiv gesprochen wurde.

Auch im ländlichen Raum gab es prägende Eindrücke: Beim Besuch der Veranstalter des Landfrauenmarkts in Ihlienworth konnten sich die Teilnehmenden gut den Duft von Kuchen, Gemüse und Gewürzen vorstellen, der an Markttagen in der Luft liegt – eine Atmosphäre von Gemeinschaft, die trägt. In Otterndorf wurde die Kirche als Teil eines lebendigen Marktplatzes wahrgenommen. Und in Geversdorf zeigte sich, dass selbst ein Gemeindehaus mit Sanierungsbedarf voller Potenzial steckt, wenn Ehrenamtliche mit Leidenschaft für ihren Ort einstehen.

Emotionale Momente – geistliche Entdeckungen

Neben Fakten und Analysen waren es die kleinen, oft überraschenden Momente, die die Bereisung prägten: Die herzliche Umarmung einer fremden Frau, die sich nach Zuwendung sehnte. Das stille Sitzen in der Grimmershörnbucht, während Möwen kreischten und Schiffe vorbeizogen. Das gemeinsame Singen zur Begrüßung in der Kita Hechthausen, das Nähe und Geborgenheit spüren ließ. Auch hier wurde deutlich: Kirche wirkt nicht zuerst durch Gebäude oder Strukturen, sondern dort, wo Menschen Resonanz erfahren – Nähe, Gemeinschaft, Sinn.

Am letzten Tag der Bereisung trafen sich die Teilnehmenden zum Workshop im Gemeindehaus Bülkau, um ihre Eindrücke zu bündeln. In drei Arbeitsgruppen beschrieben die Regionen einander gegenseitig – und erkannten: Jede Region hat ihr eigenes Profil, ihre eigenen Potenziale und natürlich ihre eigenen Herausforderungen.

  • Region West sieht Chancen in einer „Kirche im Alltag“: ein Kirchenladen in der Fußgängerzone, Strand-Andachten am Lagerfeuer, mehr Präsenz bei Menschen in Armut.
  • Region Mitte möchte Ehrenamtliche als Fundament lebendiger Kirche stärken, die geistliche Profilierung schärfen und Kirche sichtbarer im öffentlichen Raum machen.
  • Region Ost steht mitten im Fusionsprozess und blickt mit Spannung auf den Neubau in Hemmoor. Hier soll ein neues „Wir“ entstehen.

In den Kontrasten liegt eine Chance, Kirche neu zu denken

Die Kirchenkreis-Bereisung hat den Teilnehmenden gezeigt: Cuxhaven-Hadeln ist eine Region der Gegensätze – zwischen Stadt und Land, Tourismus und Armut, Tradition und Aufbruch. Gerade in diesen Spannungen liegt die Chance, Kirche neu zu denken. „Vier Orte – ein Weg“ war nicht nur eine Reise durch den Kirchenkreis, sondern auch ein geistlicher Lernweg: zu sehen, wie sehr Kirche gebraucht wird – als Ort der Nähe, der Gastfreundschaft und der Hoffnung.

Andreas Schoener, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln

Klare Aufträge

Aus der Reise durch die drei Regionen des Kirchenkreises Cuxhaven-Hadeln ergeben sich perspektivisch klare Aufträge:

  • Kirche muss sichtbar und nah bei den Menschen sein – auf Märkten, an Stränden, in Nachbarschaften
  • Sie darf neue Orte wagen – vom Strandkorb der Seelsorge bis zum Repair-Café im Kirchenladen
  • Ehrenamtliche sind das Fundament – ihre Begleitung, Wertschätzung und Vernetzung sind entscheidend
  • Kirche braucht starke Netzwerke mit Kommune, Vereinen und Diakonie
  • Wandel – ob Fusionen oder Neubauten – ist nicht nur organisatorisch zu gestalten, sondern geistlich: als Chance für ein neues Miteinander