"Ich staune immer wieder, wie der Ruf unseres Gottes sein kann, wie dieser Ruf sich durchsetzt - gegen alle Widrigkeiten", formuliert hernach Kerstin Tiemann. Die Superintendentin erinnert in ihrer Ansprache damit an den wechselvollen und mitunter anstrengenden Weg Beuermanns zum aktiven Pastor. "Sie, lieber Herr Beuermann, haben diesen Ruf vielleicht zum ersten Mal ansatzweise in dem guten Religionsunterricht in der Schule gespürt. Ihre Neugier auf die Bibel wurde geweckt, Sie haben gerne in der Bibel gelesen", sagt Tiemann und skizziert die beruflichen Stationen im Leben des Uwe Beuermann nach: Wartesemester nach dem Studium der Theologie, Pflegehelfer im Annastift in Hannover, Vikar im Ökumenischen Zentrum St. Stephanus in Lüneburg, zwischenzeitlich dann Kandidat im Predigtdienst der Pauluskirchengemeinde in Melle, mit Vertretungsdiensten im dortigen Kirchenkreis. "Ein Jahr später traten Sie dann endlich den Probedienst in Sögel im katholischen Emsland an", erinnert die Superintendentin, ohne zu vergessen, dass sich Beuermann dort mit einem schwierigen Kirchenvorstand, zerrütteten Verhältnissen und katholischen Verurteilungen ob einer "nicht angemessenen Lebensführung" habe auseinandersetzen müssen.
Aus katholischer Sicht muss das ein Unding gewesen sein
Beuermann hatte sich in die alleinerziehende Mutter zweier Kinder verliebt und diese 1994 geheiratet - was aus katholischer Sicht wohl ein Unding gewesen sei. "Ich kann nach ihren Erzählungen nur staunen, dass Sie es 17 Jahre in Sögel ausgehalten haben und erkläre es mir damit, dass Ihre gute Arbeit dann doch großen Anklang gefunden hat", lobt Tiemann. "Ihr scharfer Verstand, Ihre theologische Fundiertheit und die Bereitwilligkeit, überall mitanzupacken, wurde geschätzt", zollt die Superintendentin dem scheidenden Pastor ihren Respekt. Trotz all seiner Bemühungen habe sich die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand in Sögel jedoch weiterhin schwierig gestaltet. Tiemann: "Im Rückblick muss ich sagen, dass es traurig ist, wie sehr Kirchenleitung in der Vergangenheit immer wieder versagt hat, wie katastrophal Personalplanungen gelaufen sind und wie sehr die Fürsorgepflicht vernachlässigt wurde." Und weil es ihm wohl niemand anderes mehr sagen werde und sie, Tiemann, heute als Teil dieser Kirchenleitung da sei, "möchte ich im Namen der Landeskirche Entschuldigung sagen".
Auch einmal über sich selbst lachen können
Tiemann ist froh, dass für Uwe Beuermann 2009 endlich der erlösende Anruf aus Hannover gekommen und ihm die Pfarrstelle in Belum, Neuhaus und Geversdorf angeboten worden ist. "Dieser Wechsel gab Ihnen neue Impulse.“ 2018 sei Oberndorf hinzugekommen. Tiemann: "Ihnen haben es die Kirchengemeinden zu verdanken, dass sie zu einer Selbständigkeit erzogen wurden und auch den Schritt zur Gesamtkirchengemeinde geschafft haben." Beuermann hätte die Menschen zu eigenem Nachdenken inspiriert. "Sie waren dabei oftmals sehr unterhaltend und haben versucht, die Menschen auch zum Lachen zu bringen - zum Lachen über sich selbst." Vielleicht sei das etwas, dass Beuermann aus seiner Lebenserfahrung den Menschen habe mitgeben wollen. "Nur wer sich das Lachen bewahrt, geht nicht an den Widrigkeiten des Lebens zugrunde", formuliert die Superintendentin.
Rückkehr mit der Familie nach Sögel
Kerstin Tiemann zeigt sich mit dem derart Ausgezeichneten glücklich, dass dieser nun mit seiner Familie nach Sögel zurückkehre - in die Heimat seiner Frau. "Alle freuen sich schon auf ein erstes Weihnachten in der Familie. Und außerdem sollen viele Menschen in Sögel ja auch ziemlich nett sein." Tiemann wünscht dem 64-Jährigen die Gnade Gottes und den Frieden nach einem derart bewegten Berufsleben. In diesem Zusammenhang lobt sie auch die Bescheidenheit von Beuermann. "Als Diener des Herren stellen Sie selbst an diesem Tag nicht gerne ihre Person in den Mittelpunkt, sondern richten den Blick auf die Zukunft der Kirche." Bezeichnend dafür sei die Tatsache, dass er sich gewünscht habe, dass es keine persönlichen Geschenke geben möge, sondern Spenden für die Gesamtkirchengemeinde am Dobrock.